Regisseur Michael Eßmann im Interview zu Don Quijote

Warum hat sich das DE für einen mehr als 400 Jahre alten Stoff wie Don Quijote entschieden?
Michael Eßmann: Das war relativ einfach. Der Autor unseres letztjährigen Erfolgsstückes „Sherlock Holmes und die die Kehrwoche des Todes“, der uns schon vergangenes Jahr die Ehre gab, eine unserer Aufführungen zu besuchen, schickte uns postwendend sein neuestes Werk, eben den Don Quichote, zu. Und ich war wirklich Feuer und Flamme. Tobias Goldfarb wird uns auch dieses Jahr wieder besuchen und bei der Premiere im Publikum sitzen.

Wie eng hält sich das Stück an den berühmten Ritterroman?
Ich muss zugeben, dass ich die 74 Kapitel des Originals nicht komplett gelesen habe. Aber soviel kann ich sagen: Die Handlung ist zwar gekürzt aber hält sich sehr eng an den Roman. In einer modernen und kurzweiligen Bühnenfassung.

Passt das in die heutige Zeit?
Don Quijote ist zeitlos. Er verkörpert die Ideale von Ritterlichkeit und Abenteuerlust, in einer entlarvenden Naivität, die uns heute wie auch schon vor 500 Jahren so oft fehlt, aber die wir bitter notwendig haben. In den Kindern erhält sie sich aber. Nicht zuletzt ist das Stück auch als Kinderstück in der Freilichtbühne in Bad Hersfeld uraufgeführt worden.

Und passt das ins Ries?
Natürlich! Don Quijote passt überall hin. Das Klösterle, in dem wir heuer im 21. Jahr spielen, wurde in seiner heutigen Gestalt genau in der Zeit gestaltet, als der Autor des Don Quijote, Miguel de Cervantes, seine Abenteuer verfasste. Schaut man sich die Gestalten am Klösterle-Seiteneingang an, so sieht man die beiden Baumeister nach der spanischen Mode gekleidet, die damals auch im Ries der letzte Schrei war.

Wie spanisch wird es?
Na, ja. spätestens wenn Sancho von Gambas mit Knoblauch schwärmt und in Conichta in ihrem Paella-Paradies ihre Tapas anpreist, dann kommt einem das schon spanisch vor. Aber vor allem gibt es sehr viel Alegría - Lebensfreude!

Und was gibt es da zu Lachen?
Da gibt es ständig was zu Lachen. Die kongeniale Kombination des abgehobenen Don Quijote und des bodenständigen Sancho Pansa ist zeitlos komisch. Dieses ungleiche Paar, das in den vergangenen 500 Jahren so oft kopiert wurde, man denke nur an Dick und Doof, stolpert durch die Szenerie von einer skurrilen Situation in die nächste.

Und zu weinen?
Na, weinen wird man wohl nicht gleich müssen, aber letztlich muß Don Quijote erkennen, dass er als Ritter an der Realität scheitert - das ist natürlich schon traurig. Und natürlich, wenn Bücher auf den Scheiterhaufen geworfen werden, dann muss man schlucken. Aber Quijotes Traum, ein Ritter zu sein, ist noch immer lebendig. Das konnte man dieses Jahr bestens auf dem Nördlinger Stadtmauerfest sehen

Musiziert und tanzt das DE dazu auch?
Ja. Das Stück ist vom Autor Tobias Goldfarb mit Musik angelegt. Unser Haus- und Hofmusiker Marcus Prügel hat es sich nicht nehmen lassen, die vom Komponisten Thomas Unruh gelieferten Stücke neu zu arrangieren und wird, mit einer, und das kann ich ohne rot zu werden sagen, also mit einer Spitzencombo live einzuspielen. Und ein spanisches Stück ohne Flamenco - geht das? Ich freue mich, dass wir wie schon die vergangenen Jahre die professionelle Unterstützung von Eva Stolle zählen konnten.

Wer spielt den Ritter von der traurigen Gestalt?
Ich konnte Clarissa Hopfensitz für die Rolle gewinnen. Sie war ja schon die vergangenen bei uns auf der Bühne. Vor zwei Jahren glänzte sie als Sally Bowles in Cabaret, im vergangenen Jahr als Kehrwochen-Putzteufel Frau Eberle. Vielleicht wundert man sich, warum den Ritter eine Frau spielt? Der Ritter von der traurigen Gestalt ist eben ein sehr sensibler und fragiler Held und kein spanischer Macho. Man kann sich auf eine eindrucksvolle Hauptdarstellerin freuen.

Wer ist sonst noch mit von der Partie?
Neben vielen neuen jungen Gesichtern, die wir für die diesjährige Produktion gewinnen konnten, sind bekannte DE-Gesichter auf der Bühne zu sehen. Zuvorderst Uli Bühler, der als treuer Knappe Sancho Pansa dem Helden zur Seite steht. DE-Urgesteine wie Bernhard Hampp als finsterer Inquisitor, Marcus Prügel, Jumbo Dzienian, Steffen Höhn oder Barbara Rauwolf sind dabei. Und ganz viele junge Nachwuchshoffnungen wie Julius Breitling, Peter Sellnow und viele andere. Insgesamt haben wir fast 30 Leute im Einsatz...